Europäischer Fernwanderweg E11

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Routensymbol für den E11 der Europäischen Wandervereinigung
Strecke des Fernwanderweges E11

Der Europäische Fernwanderweg 11 (meist einfach: E11) führt von Scheveningen (einem Stadtteil von Den Haag) bis an die polnisch-litauische Grenze. Die Route ist 2560 km lang.

Hintergrund[Bearbeiten]

Da in Litauen, Lettland, Belarus und Russland keine Wanderorganisationen bestehen, die Mitglied der Europäischen Wandervereinigung (EWV) sind, wird es vorerst keine Verlängerung des Fernwanderweges in Richtung Osten geben.

Der E11 verläuft bevorzugt durch Waldgebiete. Wer offene Landschaften bevorzugt, sollte den E9 benutzen. Für den Bergwanderer ist der E3 die richtige Wahl.

Der Waldcharakter ist sogar in den Niederlanden gegeben, wo es aber nur schmale Waldgebiete sind. Die ersten 20 Kilometer verlaufen durch den Gürtel der Stadtparks von Den Haag und durch die königlichen Landgüter ("De Horsten") in Wassenaar. Die Parks sind ein Beispiel für eine Variante von Laub- und Nadelwäldern, denen man auf dem Weg nach Litauen begegnet. Dann kommen die Wälder des Hügelrückens von Utrecht, der Veluwe und Twente und kleine und große Waldgebiete im Grenzgebiet zu Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Wenn man das Gebiet um den Harz verlässt, erreicht man ein relativ offenes Stück der Route. Erst die Berliner Wälder geben wieder Waldgebiete dazu. Ganz Polen hat 70 % Waldgebiete, also wird man dort vorwiegend durch Wald laufen können.

Natürlich läuft der Wanderer auch durch die in der Nordeuropäischen Tiefebene vorhandenen Landschaften wie Venn, Seen. Ab und zu muss man einige Zeit an Flüssen entlang wandern, zum Beispiel zwischen Dessau und Coswig, in der Nähe von Berlin, vor Frankfurt (Oder) und in der Nähe von Poznań. In wasserreichen Gebieten, aber auch in der ehemaligen DDR und in der Umgebung von Poznań verläuft die Route durch ausgedehnte Weidegebiete und Kulturlandschaften. Es geht auch oft durch alte Innenstädte wie Leiden, Amersfoort, Deventer, Goslar, Bad Harzburg, Potsdam, Frankfurt (Oder), Gniezno, Toruń und Olsztyn. Selbst Den Haag, Osnabrück, Berlin und Poznań werden durchschnitten.

Die Route verläuft nirgends sehr hoch. Mit 514 Meter im Weserbergland wird das Dach der Route erreicht. Im Harz läuft man auf den Flanken entlang und nicht über die Gipfel. Hier kommt es trotzdem zu spannenden Landschaften wie dem Bodetal in der Nähe des Hexentanzplatzes. Im Osten des Harzes ist der Petersberg der letzte als solcher zu erkennende Berg. Später werden bei einigen Rücken zwar noch etwa 200 Meter erreicht, jedoch liegt man so 100 Meter über dem Meeresspiegel.

Geschichte[Bearbeiten]

Ein Kiepenkerl verkauft seine Ware an eine niederländische Frau

Schon vor etwa tausend Jahren liefen oder ritten Händler, Abenteurer, Soldaten und Flüchtlinge über die Eisrandlagen, die die vorletzte Eiszeit quer durch Deutschland und Polen gebildet hatte. Es waren höher gelegene Gebiete, die ein besseres Vorankommen möglich machten als die zu beiden Seiten bestehenden Moore oder Feuchtgebiete, die von nach Süden oder Norden verlaufenden Flüssen durchzogen werden. Als im Mittelalter der Handel in Europa zunahm, musste man sogar "Verkehrsregeln" einführen. Für die breiten und schweren Karren der Kaufleute aus Hessen wurde ein eigenes Wegenetz angelegt oder ausgewiesen. Man nannte es die Hessenwege. Inzwischen liefen Marskrämer, Tödden, Hollandgänger, Kiepenkerle zwischen den Niederlanden und Deutschland hin und her.

Die Entstehung des E11 als sportlich-touristischer Wanderweg hängt irgendwie mit dem Wiehengebirge zusammen. Im Jahre 1974 entwickelte sich eine Zusammenarbeit zwichen dem Wiehengebirgsverband in Osnabrück und den "Wiehengebergte Wandelaars 1970", einem Freundeskreis von einzelnen Wanderern aus der Veluwe und in Overijssel. Sie machten den Anschluss an den Töddenweg über Oldenzaal nach Deventer und tauften ihn "Handelsweg". Im Jahre 1980 kam eine Verlängerung bis Amersfort zustande. Der internationale Wanderweg, der als Vorgänger des heutigen E11 angegesehen werden kann, ist der Fernwanderweg Harz - Niederlande.[1] Diese ungefähr 700 Kilometer lange Route kam ebenfalls 1980 zustande.

Das Verschwinden der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs 1989 und die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland 1990 verlangte danach, den E11 weiter nach Osten hin zu markieren. In Deutschland ging es dabei in erster Linie darum, die neuen Bundesländer in die schon vorhandene Bundesrepublik zu integrieren. Auf europäischem Niveau träumte man davon, die Route grenzüberschreitend bis Moskau zu verlängern. Auf jeden Fall wurde im Jahre 1990 der aus dem vorigen Jahrhundert stammende Fernwanderweg Harz - Niederlande zu einem Europäischen Weitwanderweg aufgewertet. Der polnische Touristenverband PTTK erschuf einen durch Polen und Litauen laufenden Weg, für den man auf lokal bestehende Wege zurückgriff.

Als jetzt die Route auf mehr als 2000 Kilometer Länge angewachsen war, fügte der niederländische NWB den niederländischen Teil in Form des Netzwerks der Wanderplattform LAW dazu. Da man in dem stark besiedelten Gebiet zwischen Haarlem und Uitgeest keine Chance sah, eine gute Route zu finden, verlegte man den Beginn einfach nach Den Haag.

Vorbereitung[Bearbeiten]

Beschilderung im Norden NRWs

EinwohnerInnen von Schengenstaaten benötigen nur einen Personalausweis auf der gesamten Strecke.

Anreise[Bearbeiten]

Mit dem Flugzeug[Bearbeiten]

Zwischen Den Haag und Rotterdam liegt Flughafen Rotterdam-Den Haag. Wesentlich bedeutender ist jedoch der nur 50 km entfernte Flughafen Amsterdam-Schiphol. Zwischen Schiphol und Den Haag Centraal verkehren regelmäßig Züge, die Fahrzeit beträgt etwa 30 Minuten.

Mit der Bahn[Bearbeiten]

Köln Hauptbahnhof liegt knappe dreieinhalb Stunden Fahrzeit von Den Haag Centraal entfernt. Von dort gelangt man mit dem ÖPNV in den Badeort Scheveningen.

Zu Fuß[Bearbeiten]

Der North Sea Trail passiert auch Scheveningen. Von Norden oder Süden kommend gibt es einen direkten Anschluss an den E11.

Los geht's[Bearbeiten]

Der Strand von Scheveningen mit dem Kurhaus

Der niederländische Abschnitt (355 km)[Bearbeiten]

Der niederländische Abschnitt des E11 führt auf der gesamten Strecke gleichauf mit dem Marskramerpad (niederländische Wanderseite hierzu mit Streckenvorschlägen). Meistens führt der Weg durch Waldgebiete, manchmal sind es aber nur schmale Waldstreifen.

Zunächst durch Den Haag, folgen anschließend die Wälder des Utrechter Hügelrückens. Daraufhin geht es durch die Veluwe und durch die Wälder von Twente, bis man zu den kleinen und großen Waldgebieten im Grenzland zu Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kommt.

Startpunkt des Wanderweges ist Scheveningen an der Nordsee, von wo aus der E11 zunächst in die Innenstadt von Den Haag führt. Anschließend durchquert man auf den ersten 20 Kilometern einen Gürtel der Stadtparks von Den Haag und der Königlichen Landgüter "De Horsten" in Wassenaar. Anschließend geht es über Leiden nach Amersfort, wobei Utrecht nicht durchquert wird. Nachher geht es Richtung Deventer, allerdings nicht durch Apeldoorn, sondern südlich darum herum. In Deventer wird dann weiter Richtung Osten gewandert, Oldenzaal als letzte Stadt der Niederlande als Ziel. Dabei wird zunächst der Nationaalpark Sallandse Heuvelrug durchquert und anschließend ein Weg zwischen Almelo und Hengelo gefunden. Bis zur deutschen Grenze ist es nach Oldenzaal nicht mehr weit und nach der Überquerung werden die letzten Kilometer des Marskramerpads auf dem Weg ins nahe Bad Bentheim gezählt.

Der deutsche Abschnitt (996 km)[Bearbeiten]

Marskramerpad (13 km)[Bearbeiten]

Diese ersten Kilometer auf deutschem Gebiet heißen jetzt Marskramerpad, früher gehörten diese zum Töddenweg.

Töddenweg (110 km)[Bearbeiten]

Bad Bentheim nahe der niederländisch-deutschen Grenze ist die erste Stadt in diesem Abschnitt. Hier beginnt der Töddenweg, der den E11 über Rheine bis Osnabrück bildet. Man durchquert auf ihm die Orte Schüttorf, Rheine, Dreierwalde, Ostenwalde, Hopsten, Recke, Mettingen und Westerkappeln. Der Weg wird markiert mit einem weißen T auf schwarzem Viereck.

Wittekindsweg[Bearbeiten]

Blick auf die Porta Westfalica und die gleichnamige Stadt

Der E11 führt durch die Altstadt Osnabrücks und weiter als Wittekindsweg zunächst Richtung Norden, um sich nach ein paar Kilometern wieder Richtung Osten zu wenden. Auf dem Bergrücken geht es von Osnabrück weiter bis Porta Westfalica. Hier verläuft die Route kurz vor der Weserüberquerung am berühmten Kaiser-Wilhelm-Denkmal entlang.

  • Verlauf: Wiehengebirge, 1 Rulle , 2 Mühlenort bei Engter , Vehrte, Ostercappeln, Wehrendorf, Barkhausen, Oberbauerschaft, Bergkirchen bis Porta Westfalica.
  • Markierung von Osnabrück bis Mühlenort: weißes Kreuz auf schwarzem Untergrund. Danach sind es wieder die weiß-roten Streifen.

Der Tödden- und der Wittekindsweg werden durch den Wiehengebirgsverband Weser-Ems betreut. Von Osnabrück bis Wittekindsberg (südlich von Minden) kann man die Kompass-Karte 750 benutzen.

Abschnitt östliches Niedersachsen und Harz (186 km)[Bearbeiten]

In der Folge geht es Richtung Harz. Von Bad Gandersheim wandert man nach Seesen an den Westharzrand und umrundet dann den Nordharz über Wolfshagen, Goslar, Bad Harzburg und Ilsenburg.

Abschnitt Harz - Sachsen-Anhalt (244 km)[Bearbeiten]

Seit 1990 hat sich der Harzklub angestrengt, um den E11 weiter in Richtung Osten zu verlängern. Durch Sachsen-Anhalt entstand ein vollkommen neuer Weg. Nur im Harz griff man auf alte, schon lokal bekannte Wanderwege zurück. Es geht über Ilsenburg, Wernigerode, Thale und Gernrode über die Gebirgsflanken bis man Ballenstedt am nördlichen Rand des Ostharzes erreicht. Via Pansfelde und Wippra wird der Südrand des Harzes erreicht. Bis Eisleben, der Geburtsstadt Martin Luthers, kann man die Karte 450 von Kompass und danach die Karten 452 (Bad Harzburg - Thale) und dann 453 (Thale - Lutherstadt Eisleben) gebrauchen.

Abschnitt Sachsen-Anhalt - Grenze zu Polen[Bearbeiten]

Wanderschild in Brandenburg

Es geht ostwärts über Eisleben und Halle (Saale), Petersberg, Dessau, Wörlitz, Coswig, Bad Belzig und weiter Richtung Potsdam. Dort kreuzt er den Weg des E10, der in Nord-Süd-Richtung verläuft. Ein großer Findling markiert diese Stelle ca. 200 m südlich vom Potsdamer Hauptbahnhof. Anschließend führt der Weg über die Glienicker Brücke nach Berlin. Der letzte Teil des deutschen Abschnitts verläuft bis zur deutsch-polnischen Grenze in Frankfurt (Oder).

Der polnische Abschnitt (1.209 km)[Bearbeiten]

In Polen verläuft der E11 in östlicher, später in nordöstlicher Richtung, via Międzychód, Poznań, Toruń und Olsztyn nach Ogrodniki an der litauischen Grenze nicht weit vom Dreiländereck mit Belarus.

Polen ist etwa zu 30% mit Wald bedeckt. Der Wanderweg führt dann auch meistens durch Wald, der jedoch zwischen forstwirtschaftlich genutzten Wäldern und verwildertem Laubwaldbestand wechselt. Viele Seen und Moorlandschaften gibt es auch. Die oben erwähnten Städte werden in einer solchen Entfernung passiert, dass es dort keine Übernachtungsprobleme gibt. Entfernt man sich weiter von den großen Städten und Eisenbahnlinien, muss man ohne Zelt und Beförderung mit Schwierigkeiten beim Übernachten rechnen bei Tagesetappen von 25 bis 35 km.

Sicherheit[Bearbeiten]

In einigen Teilabschnitten wird vor krankheitserregenden Zeckenbissen gewarnt. Eine Impfung dagegen kann vom Hausarzt verabreicht werden.

Ausflüge[Bearbeiten]

  • Richtung England

Wer von Scheveningen noch weiter gen Westen möchte, hat die Möglichkeit, mit einem Frachtfährschiff, auf dem es einige Plätze für zu Fuß Reisende gibt, nach Great Yarmouth überzusetzen. Die Norfolkline Reederei betreibt eine regelmäßige Fährverbindung nach Großbritannien. Für Preisauskünfte und Buchungen steht Ihnen das Fracht Team unter 01805 221 783 zur Verfügung.

Literatur[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Christian Roeder: Fernwanderweg Harz - Niederlande; von Bad Harzburg nach Haarlem. Kompass, 1980. ISBN 3-8134-0099-9

Weblinks[Bearbeiten]

E1 • E2 • E3 • E4 • E5 • E6 • E7 • E8 • E9 • E10 • E11 • E12
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