Ararat

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Ararat, von Iğdır aus gesehen

Der Berg Ararat ist ein Vulkan im Ararathochland in Ostanatolien in der Nähe der Grenze zu Armenien und dem Iran. Er ist mit seinen 5.165 Metern der höchste Berg der Türkei. Außerdem handelt es sich bei diesem Berg um einen der wenigen freistehenden Fünftausender der Welt. Bereits in der Bibel fand er Erwähnung, da Noah dort mit seiner Arche gelandet sein soll.

Der Ararat ist eines der wichtigsten bzw. sogar das wichtigste nationale Symbol der Republik Armenien, obwohl der Berg weder auf armenischen Staatsgebiet liegt noch aufgrund der geschlossenen Grenzen von Armenien aus zugänglich ist.

Anreise[Bearbeiten]

Von Istanbul oder Ankara fliegt man einmal täglich nach Van am Van-See in der Osttürkei. Wegen der Flugzeit ist für Reisende aus Mitteleuropa bei organisierten Bergtouren regelmäßig eine Zwischenübernachtung in Istanbul eingeschoben, die zur Besichtigung dieser geschichtsträchtigen und kulturvollen Metropole auf zwei Kontinenten genutzt werden kann.

Von Van dauert es noch einmal vier bis fünf Stunden, bis man zunächst entlang des Südufers des Van-See und dann über den Tendürek-Pass auf 2.644 m Doğubeyazıt auf einer Hochebene in 1.800 - 1.900 m erreicht. Diese Stadt mit überwiegend kurdischen 74.000 Einwohnern ist derzeit Ausgangspunkt für alle Besteigungen des Berges Ararat- bis 1918 wurde der Berg fast ausschließlich vom Norden aus Jerewan über Etschmiadsin und das St. Jakobs-Kloster aus bestiegen.

Heute fährt man von Dogubayazit aus über die alte Seidenstraße mit heutiger Bezeichnung hier als Europastraße E 80 in Richtung des naheliegenden Iran, biegt etwa 20 km vor der iranischen Grenze links auf eine unbefestigte Schotterpiste ab, fährt über einen Quellbach des Euphrat, anschließend durch das rustikale Dorf Topcatan bzw. kurdisch Kanikork und erreicht nach sehr steilen letzten Anstieg der Piste das kleine kurdischen Hirtendorf bzw. den Weiler Eli auf etwa 2.250 m direkt am südlichen Fuß des Ararat. Hier erfolgt etwas über dem Weiler die Umladung des Gepäcks aus dem Mini-Bus auf Packpferde bzw. Esel. Das Basislager befindet sich eine Tagestour entfernt dann auf 3.150 Metern ü. NN.

Hintergrund[Bearbeiten]

Blick von Nordosten am Rande des militärischen Sperrgebiets.

Der Name Ararat ist die hebräische Ableitung für das erste assyrische Königreich und Volk Urartu in dieser Region. Für die Türken ist er der Büyuk Agri Dagi, der Große Berg der Schmerzen, für die Kurden der Ciyaye Agri, der Feuerberg, für die Armenier der Masis, die Mutter Erde, für die Perser (Iraner) der Kuh-i-Nuh, der Berg des Noah, für die Araber der Jabel el-Haret, der Berg des Pflügers. Beim Smithsonian Institute ist er als Vulkan Nr. 0103-04 erfasst. Die Erstbesteigung erfolgte am 27.09.1829 durch Professor Friedrich Parrot, deutscher Physiker im Dienste des russischen Zaren Nikolaus I. als Rektor der Universität Dorpat, dem heutigen Tartu im südlichen Estland.

Der Ararat ragt als einzeln stehender Berg von der Hochebene auf türkischer Seite mit 1.800 - 1.900 m bzw. der Hochebene auf armenischer Seite mit nur 800 - 900 m dominant bis auf die Gipfelhöhe von 5.137 m. Die 5.137 m sollen die Höhe laut aktueller GPS-Messung sein, wobei auch 5.165 m auf nichttürkischen Karten angegeben werden. Der Erstbesteiger Prof. Parrot, Erfinder des wissenschaftlichen Bergsteigens, hatte die Höhe 1829 mit damaligen barometrischen Höhenmesser mit 5.155 m bestimmt gehabt.

Der Ararat beherrscht mit seinem Doppelgipfel des Kleinen und des Großen Ararat visuell die gesamte Region und ist auch von Armenien und dem Iran aus deutlich sichtbar - der Berg grenzt mit seinem nördlichen bzw. östlichen Bergfuß direkt an beide Nachbarstaaten der Türkei. Er dominiert auch die Skyline der etwa 55 km entfernt liegenden armenischen Hauptstadt Jerewan beim Blick nach Südwesten.

Er liegt seit den Verträgen der bürgerlichen Republik Armenien von 1920 und Sowjet-Russlands von 1921 jeweils mit der Türkei vollständig auf türkischem Gebiet.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Etwa 550 Höhenmeter über der Stadt Doğubeyazıt kann der märchenhafte Palast des Kurdenfürsten Ishak Pasha (Ishak Pasha Sarayi) aus dem Jahr 1685 besichtigt werden. Der Palast wird derzeit restauriert. Er entspricht in seiner Gliederung dem Topkapi-Palast in Istanbul und vereint osmanische, armenische, kurdische, grusinische und seldschuckische Elemente. Das berühmte, mit Blattgold beschlagene Tor des Palastes ist im Zuge des russischen Krieges gegen den Schah von Persien und den Pasha von Bayazid im Jahr 1829 als Kriegsbeute in die Eremitage im russischen St. Petersburg gelangt und heute nur dort zu besichtigen. Die Moschee im Palast war noch bis in die 1980er Jahre in bestimmungsgemäßer Nutzung. Oberhalb des Palastes liegt das einfache Murat-Restaurant.

Bergwärts hinter und über dem Fürstenpalast sowie über dem Talkessel liegt die noch Jahrhunderte ältere Festung Dogubeyazit Kalesi mit zahlreichen in den Fels gehauenen Gängen, Stollen und Pfaden. Sie diente der Absicherung der Zolleintreibung und des Handelsverkehrs auf der von Iran herführenden Seidenstraße. Frühe Siedlungsreste nahe der Festung wurden auf etwa 800 vor Christi Geburt geschätzt.Die Festung kann auch besichtigt werden.

Nahe der iranischen Grenze befindet sich ein Meteoritenkrater.

In Telceker erwartet den Besucher ein Museum der Arche Noah, wobei das dortige schiffsähnliche Gebilde nur eine Laune der Natur in Form eines abgerutschten Felshanges ist.

Außerdem kann der nahegelegene Van-See (Van Gölü) besichtigt und befahren werden. Der See ist 120 km lang, bis 80 km breit und 450 m tief - siebenmal so groß wie der Bodensee. Im See liegt die Insel Akdamar mit einer armenischen Kirche aus dem 10. Jahrhundert. Die Kirche ist nach Restaurierung seit 2007 wieder offen. Allerdings nur als Denkmal. Dem armenisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt wurde es verwehrt, auch nur einmal jährlich einen Gottesdienst abzuhalten. Die Türken wollen wohl jeden armenischen Restitutionsanspruch vom Ansatz her vermeiden. Einheimische führen Bootstouren zur Insel durch.

Aktivitäten[Bearbeiten]

Der Ararat dominiert auch die Skyline des Zentrums von Jerewan

Heute liegt der Berg Ararat in einem militärischen Sperrgebiet der Ersten Inspektion des Generalstabs der türkischen Armee, was zum Ausbleiben der Touristen führt.

Nach einer Sperrung des Gebietes im Jahr 1990 ist der Berg seit 2000 wieder für Bergsteiger auf der Süd-Route zugänglich. Allerdings ist dafür etwa zwei Monate vor beabsichtigter Besteigung ein Visa für den Aufenthalt im militärischen Sperrgebiet zu beantragen und einzuholen, obwohl die Türkei von Deutschen normalerweise nur mit Personalausweis besuchbar ist.

Bergtouren sind zudem nur mit einheimischen lizensierten Bergführer zulässig. Es wir ausdrücklich gewarnt, dass unangemeldete und nicht geführte Bergsteiger außerhalb der einzig zugelassenen Süd-Route ohne Vorwarnung beschossen werden können.

Bergtouren[Bearbeiten]

Die Südroute ist die derzeit einzig vom türkischen Militär in der sich über den gesamten Berg erstreckenden militärischen Sperrzone zugelassene Normalroute. Sie beinhaltet keine großen technischen Schwierigkeiten. Absolute Trittsicherheit und ein geübter Umgang mit Eispickel und Steigeisen (8 - 10 - Zacker mit Anti-Stoll-Platte genügen) werden jedoch am Gipfeltag vorausgesetzt, da die Tour dann sowohl beim Aufstieg als auch beim Abstieg vielfach quer über sehr steile Schnee- und Eisrinnen und ab ca. 4850 m über Gletscher führt. Auf dem Gletscher sind auf der Südroute keine Spalten.

Das Abbremsen von Stürzen mit dem Eispickel in wirklich sehr steiler Schnee- oder Eisrinne sollte vorher in den Alpen geübt worden sein. Hüftgurt und Seil oder mindestens Reep sind selbst mitzuführen - die Bergführer haben entgegen anderslautenden Ankündigungen der Bergtourenveranstalter kein Seil mit.

Der Ararat selbst wird meistens ab Van, der Siedlung Colpan am Südufer des Van-See oder Dogubayazit in 4-Tages-Touren gemacht, wobei mindestens ein, besser zwei weitere Tage vor dem Ararat für den Einstiegsberg Süphan mit seinen 4.058 m eingeplant werden.

Entscheidend sind eine ausreichende Höhen-Akklimatisierung bereits unmittelbar vor dem Abflug an den Berg mit mehreren Touren deutlich über 3.000 m, besser über 4.000 m und Schlafstellen mindestens über 2.500 m am besten in den schweizerischen Alpen und die entsprechende Kondition. Die Höhen-Akklimatisierung vorher in den Alpen ist wichtiger als die Kondition. Jüngere riskieren eher die Höhenkrankheit, weil sie im Vertrauen auf ihre Kondition im Höhenbereich bis etwa 3.500 m viel zu schnell gehen bzw. steigen, um es den Alten zu zeigen, was sie sportlich so drauf haben.

Üblicherweise wird vor dem Ararat der 4.058 m hohe Süphan direkt am Nordufer des Van-See bestiegen. Hier soll man es nicht übertreiben. Die in diesen Höhen ungewohnte und auch für alpenerfahrene Mitteleuropäer unerwartet sehr große Hitze mit bereits 34 °C früh gegen 10:00 Uhr und ein zu schneller Aufstieg auf diesen Wandergipfel können das Zuschlagen der Höhenkrankheit bereits hier verursachen. Späteste Startzeit für den Süphan aus mindestens 2.500 m Höhe sollte 05:00 Uhr am Berg auf dieser Höhe sein - nicht nur für die Fahrt an den Berg. Sonst riskiert man wegen der Höhenkrankheit, dass der Ararat nicht mehr machbar ist.

Die Ararat-Besteigung selbst erfolgt so, dass am ersten Tag vom mit Mini-Bus erreichten Dorf Eli aus ca. 2.260 m aus in kurdischer Hitze über 5 h zum Base Camp in ca. 3.260 m, am zweiten Tag vom Base Camp aus ca. 3.260 m in etwa 5 h das High Camp auf ca. 4.200 m, am dritten Tag vom High Camp aus in etwa gesamt 14 - 15 h ab etwa 01:00 Uhr von ca. 4.200 m auf den Gipfel in 5.137 m und anschließend mit Pause im High Camp bis zum Base Camp wieder auf ca. 3.260 m und am vierten Tag vom Base Camp aus in etwa 2 - 3 h zum Dorf Eli auf ca. 2.260 m gezogen wird.

Der Aufstieg vom Base Camp in das High Camp führt stundenlang wege- und pfadlos über Blockwerk und Schutt, wobei das Blockwerk ständig unvorhersehbar nach irgendeiner Seite wackelt und abrutscht. Die Verletzungsgefahr ist groß.

Beim Gipfelsturm in der Nacht vom High Camp aus ist das Blockwerk zudem häufig vereist.

Im Gipfelbereich zieht täglich ab etwa 08:00 Uhr eine Wolkenwand auf. Wer weite Sicht auf die Jahrtausende alte Seidenstraße im türkischen Talkessel, auch nach Armenien und in den Iran sowie schöne Fotos haben will, sollte die Startzeit aus dem High Camp auf etwa 01:00 bis 02:00 Uhr wählen, um vor der Wolkenwand auf dem Gipfel zu sein. Beim Abstieg vom Gipfel wird nach 08:00 Uhr mit steigendem Sonnenstand der Schnee auf dem Gletscher immer weicher und man sinkt häufig bis zum Knie oder die Hüften zwischen Steine unter der Schneedecke ein. Das raubt Kraft und kostet Nerven, damit man sich nicht durch Hektik zwecks Aufrechterhaltung des Anschlusses an die Gruppe im Wolkennebel Fuß, Knie oder Hüfte verletzt.

Die Bergsteiger müssen einheimische Führer ordern und bezahlen. Bei der Besteigung wird jeweils nur das Tagesgepäck selbst getragen. Die großen Gepäckstücke wie Zelt, Schlafsack und Iso-Matten sowie Essen und Trinken werden mit Packpferden oder Eseln transportiert. Wenn möglich, einheimische Führer mit Packpferden ordern, da Esel die unangenehme Eigenschaft haben, die Nachtruhe bereits ab 03:00 Uhr durch ihre spezifischen sehr lauten I-A-Rufe zu stören bzw. zu beenden. Im Unterschied zum Kilimanjaro findet sich während der gesamten Besteigung keinerlei Häuschen o. ä., weswegen an den Camps aufgepasst werden muss, wo man hintritt oder sich hinhockt.

Am Berg gibt es keinerlei Wasser aus einem Bach. Alles Wasser muss mit den Pferden transportiert werden.

Eine weitere Route kann bei - derzeit nicht bestehender - Zulassung durch das türkische Militär von Norden auf den Berg führen. Dort beginnt der Gletscher allerdings bereits auf 4.200 m und erreicht eine Steilheit von bis zu 45 Grad.

Für Mitteleuropäer völlig ungewohnt ist, dass man in dem militärischen Sperrgebiet auch schon bei Van oder Ercis vor dem Süphan und erst recht bei der Fahrt an den Ararat wiederholt in die Mündungen durchgeladener großkalibriger Maschinenwaffen schaut, bei denen der nur einen oder drei Meter entfernte Soldat den Finger im Abzug der entsicherten Waffe hat. Hier muss man ruhig bleiben und weder aufgeregt herumzappeln noch Fotos machen wollen. Fast makaber ist, dass dabei die Waffen wie MG3 und G3 aus der alten BR Deutschland und Schützenpanzer 60 PB sowie Kalaschnikow-Sturmgewehre und Stahlhelme der türkischen Soldaten aus der ehemaligen NVA der DDR stammen. Die DDR-Waffen sind im Zuge der Wiedervereinigung bundesdeutscher Bestand geworden und wurden dem NATO-Bündnispartner Türkei vermacht.

Zur Packliste gehören zwar auch Sandalen und Badesachen für Erholung am Van-See, jedoch muss man sich besser für Temperaturen von unter -22°C und äußerst scharfe Winde mit zeitweise auftretenden Schneestürmen ab ca. 4.850 m komplett ausrüsten. Der Berg weist wegen seiner Solitär-Lage sehr schnelle und starke Wetterumschwünge mit abrupten Kälteeinbrüchen über Nacht aus der kasachischen Steppe auf. Am Gipfeltag ist ein Steinschlaghelm sinnvoll, da beim Aufstieg durch vorangehende Gruppen und beim Abstieg durch nachfolgende Gruppen in dem sehr steilen Schutt-Gelände des Berges vielfach rutschende Stein-Abgänge und fliegende Stein-Schläge verursacht werden.

Beste Aufstiegszeiten von der langjährig beobachteten Großwetterlage her sind im Sommer Ende Juli und Anfang August.

Karten müssen aus Mitteleuropa mitgebracht werden, da es in der Türkei keine zu erwerben gibt. Die Karten und eventuell ausgedruckten Höhen-Zeit-Diagramme sollten deutlich erkennbar veröffentlicht worden sein, da man sonst Verhaftung riskiert - dies ist ernst gemeint und hat beispielsweise den durch seine Mondlandung bekannten US-Amerikaner Jim Irwin, Colonel der US Air Force der mit der Türkei in der NATO verbündeten USA bei seiner Suche nach der Arche des Noah am Ararat als Spion zeitweilig ins türkische Verlies gebracht. Also auch keine sowjetischen Generalstabskarten und keine NATO-Pilotenkarten mit in die Türkei nehmen, obwohl diese am Markt erhältlich sind.

Unterkunft[Bearbeiten]

In Doğubeyazıt sind einige Hotels unterschiedlichen Komforts zu finden. Ebenso kann der Bergsteiger auch bei den Familien der kurdischen Bergführer übernachten.

Literatur[Bearbeiten]

  • siehe Artikel Bergsteigen - Enthält auch wichtige Infos zu Thema Bergwandern

Buch "Ararat - im wilden Kurdistan bis auf 5.137 m", Reiner Brumme 2014, ISBN 978-3-00-048340-0, nach dem Buch des Erstbesteigers Prof. Friedrich Parrot von 1829 das erste deutschsprachige Buch einer geglückten Besteigung mit detaillierter Schilderung der Verhältnisse am und auf dem Berg sowie dessen Besteigung, mit ausführlicher aktuell-historischer Einstimmung, konkreten Hinweisen für eine Hochtour auf den Berg im militärischen Sperrgebiet des Grenzdreiecks Türkei - Armenien - Iran, der Bergsteiger-Geschichte seit 300 Jahren, es verdeutlicht anschaulich die Legende um Noah und seine Arche einschließlich der Suche nach ihr in verschiedener Zeit und in verschiedenen Kulturkreisen einschließlich einer Lagekarte der Arche-Region, mit zahlreichen Farbfotos der Besteigung, Weg-Höhen-Zeit-Diagramm und konkreter Farb-Foto-Karte des Aufstiegs und der Umgebung des Ararat auf bearbeiteter NASA-Kosmos-Aufnahme


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